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Airbus Hamburg hatte am 14.06. Presse, Kunden und Mitarbeiter zur feierlichen Eröffnung der 4. Endmontagelinie (Final Assembly Line) nach Finkenwerder geladen.
Parallel dazu fand die Einweihung des erweiterten A320 Auslieferungszentrums statt.
Die Flugzeuge der A320-Familie werden in Hamburg (Deutschland), Toulouse (Frankreich), Tianjin (Volksrepublik China) und Mobile (USA) montiert, getestet und ausgeliefert.
Hamburg verfügt jetzt über vier Produktionslinien für die A320-Familie, die alle vier Varianten fertigen: A318, A319, A320 und A321 (CEO- und NEO-Versionen).
Die gesamte monatliche Rate an allen vier FAL-Standorten wird derzeit von 50 (2017) auf 60 bis Mitte 2019 hochgefahren.
Alle 4,5 Arbeitsstunden verlässt ein Flugzeug der A320-Familie eine der Endmontagelinien in aller Welt.
Die Endmontage eines Flugzeugs der A320-Familie dauert etwa einen Monat.
Die Durchlaufzeit in der Produktion einer A320 vom ersten gefertigten Teil bis zur Auslieferung des Flugzeugs beträgt etwa 1 Jahr.
Mit Stand Ende Mai 2018 gab es für die A320 Familie 14.228 Bestellungen, von denen 8.150 ausgeliefert sind und 6.078 noch ausgeliefert werden müssen.
Die vierte Linie in Hamburg spielt eine Schlüsselrolle beim Hochfahren der Produktionsrate der A320-Familie auf monatlich 60 Flugzeuge bis Mitte 2019.
Die neue Automatisierungstechnik der Montagelinie setzt neue Maßstäbe im industriellen Airbus-System.
Ein „Clean-Floor“-Konzept mit mobilen Werkzeugplattformen, die mit Lasertrackern eigenständig navigieren und voll beweglichen Arbeitsstationen ermöglicht ein flexibles industrielles Konzept im Hangar.
Die vierte Linie ist die erste Montagelinie mit zwei automatischen 7-Achsen-Robotern ("Luise" und "Renate") für umlaufende Verbindungen.
Diese können fast 80 Prozent der Löcher in der Oberseite der Rumpfsektionen automatisiert bohren. Die Ergonomie des Arbeitsplatzes wird so wesentlich verbessert.
Die Roboter bohren auch genauer, was für eine konstante Fertigungsqualität mit weniger Nacharbeiten sorgt.
Der Roboter führt Arbeitsschritte wie Vorbohren, Bohren, Ansenken und Positionierung der Niete aus.
Die neuen Technologien und Prozesse wurden in enger Abstimmung mit Mitarbeitern entsprechend dem Prinzip des Design Thinking entwickelt und realisiert.
Das Ergebnis ist eine sehr viel effizientere moderne Arbeitsumgebung mit optimierter Bereitstellung aller erforderlichen Materialien an den Arbeitsstationen im Umkreis von drei Metern,
kürzeren Wegen für die Mitarbeiter und bereits montagefertig ausgepackten Teilen.
Viele der neuen Technologien und Prozesse sollen auf andere Airbus-Montagelinien weltweit übertragen werden.
Ein dynamischer Messaufbau mit Lasertrackern erleichtert die Positionierung der Plattformen im Hangar und optimiert die Montage von Rumpf und Großbaugruppen wie
Seitenleitwerk und Flügel. Die nutzeroptimierte Materialbereitstellung im Nahbereich der Monteure, digitale Produktionssteuerungssysteme und eine verbesserte Ergonomie
ergänzen die neue Technologie in der vierten Linie, die sich in zwei ehemaligen A380-Hallen (213 und 214) befindet.
Hier ein Überblick über die einzelnen Stationen der Endmontagelinie:
Station 44, 43 und 42:
Vormontage und Positionierung der Monumente
· Anbau der Sharklets an den Tragflächen
· Pylonvorbereitung
· Vorbereitung des Hauptfahrwerks + Vorbefüllung mit Stickstoff
· Anbau des Seitenleitwerks
· Vorbereitung und Positionierung der Kabinenmonumente in Heck- und Vordersektionen
· Neu: neue automatische Lader für Bugfahrwerke und Pylone
Station 41:
Verbindung der vorderen und hinteren Rumpfsektionen
· Umlaufende Verbindungen
· Positionierung der Kabinenmonumente
· Einbau der kommerziellen Elektrik
· Neu: automatischer Transport zwischen Stationen auf mobilen Werkzeugplattformen
· Sieben-Achsen-Roboter ‘Luise und Renate’ verbinden die Vorder- und Hecksektionen: Vorbohren, Bohren, Ansenken und Positionierung der Niete
· Ergonomische Verbesserungen durch Roboter und Hebevorrichtungen
Station 40:
Flügelmontage
· Flügelmontage
· Montage der Pylone
· Montage des Hauptfahrwerks
· Montage des Höhenleitwerks
· Montage des Heckkonus
· Einschalten der elektrischen Systeme
· Neu: Transport von Rumpf und Flügeln auf mobilen Werkzeugplattformen
· Dynamische Vermessung mit Lasertrackern für optimierte Positionierung
Station 35/25:
Tests und Kabinenausstattung
· Hydraulische Tests
· Einbau der Kabinenverkleidungen
· Abdichtung der Treibstofftanks
· Kabinendrucktest
· Teppichverlegung
· Rüstarbeiten für Höhenleitwerk
Station 23:
Kabinentests und Einbau der Sitze
· Kabinentests
· Einbau der Sitze
· Dichtigkeitstest der Tanks
· Test des Hauptfahrwerks
Station 21/17
· Triebwerkmontage
· Abschließende Tests
· Neu: Elektronisches Toolbox-System
Lackierung, Ausmessung und Außentests (PGO-Phase)
· Individuelle Lackierung
· Kommunikations- und Navigationstests
· Eichtest (Gauging)
Flightline und Auslieferung
· Flightline (Bodentests, Erstflug)
· Auslieferung an Kunden weltweit
Neben der neuen Montagelinie hat Airbus in Hamburg auch ein vergrößertes und modernisiertes Auslieferungszentrum für die A320-Familie eröffnet.
Das Gebäude trägt den Namen Walther Blohm, der 1940 den Grundstein für den zivilen Flugzeugbau in Finkenwerder gelegt hat.
Es bietet für Kunden zusätzliche Bereiche sowie noch umfassendere Service-Angebote (u.a. ein Restaurant) und effizientere Auslieferungsprozesse.
Die Erweiterung des Delivery-Center ist eine Voraussetzung, um die Auslieferungen der gesteigerten Produktion bewältigen zu können.