Safi Airways trotz westlicher Sicherheitsstandards in ‚Kollektivhaft’ – Flüge zwischen Frankfurt und Kabul werden mit europäischem Flugzeug weitergeführt
München/Kabul, 22. November 2010 (w&p) – Herber Rückschlag für den Linienflugverkehr zwischen Afghanistan und Europa sowie für das Engagement von Safi Airways: Die private Airline sieht sich aufgrund einer generellen Anweisung der Europäischen Kommission gezwungen, ihren nach westlichen Sicherheitsstandards durchgeführten erfolgreichen Liniendienst zwischen Kabul und Frankfurt ab sofort mit einem geleasten europäischen Fluggerät zu bedienen. Hintergrund ist die bereits vor etlichen Monaten erfolgte Aufforderung der Europäischen Kommission an Afghanistan, eine nach den Standards der Internationalen Zivilluftfahrtbehörde ICAO arbeitende nationale Luftsicherheitsaufsicht (Civil Aviation Authority, CAA) zu schaffen. Bis die Regierung des zentralasiatischen Staates dieser Eingabe nachkommt, besteht für alle in Afghanistan registrierten Flugzeuge, unabhängig von den Sicherheitsstandards der jeweiligen Airlines, ab dem 24. November 2010 ein generelles Einflugverbot in die Europäisch e Union. Dieses Verbot gilt auch für die Fluggesellschaft Safi Airways, obwohl diese bereits nach den von der EU geforderten ICAO-Standards operiert.
Werner Borchert, Chief Executive Officer (CEO) von Safi Airways: „Wir sind schockiert, dass Afghanistan trotz der seit Monaten bekannten Forderungen der EU Kommission weder Maßnahmen zur Problemlösung ergriffen noch Safi Airways über das drohende Einflugverbot informiert hat. Das Luftfahrtbundesamt hat seit der Aufnahme der Verbindung zwischen Frankfurt und Kabul im Juni 2009 regelmäßig Kontrollen, sogenannte Ramp-Checks, an unseren Flugzeugen durchgeführt. Diese Kontrollen haben zur weiteren Optimierung unserer Sicherheitsstandards beigetragen und niemals Anlass zur Erteilung eines Einflugverbotes für Safi Airways gegeben. Besonders hart trifft uns, dass auch die EU Kommission mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht hat, dass sie bei Flügen von Safi Airways keinerlei Sicherheitsrisiko sieht.“
Die Frankfurt-Kabul-Strecke wird ab dem 24. November 2010 mit einer Boeing 757 unter spanischer Registrierung geflogen. Um die Strecke schnellstmöglich wieder mit eigenem Fluggerät bedienen zu können, ist Safi Airways mit Kenntnis der EU-Kommission bereits in Verhandlungen zum Kauf einer europäischen Fluggesellschaft getreten. Dadurch werden die Voraussetzungen geschaffen, die Flotte von Safi Airways in eine europäische Überwachung zu überführen. Mit dieser Umregistrierung der Flugzeuge kann Safi Airways wieder in die EU einfliegen und ist nicht mehr von dem Blacklisting Afghanistans betroffen.
Werner Borchert: „Der Kauf einer europäischen Fluggesellschaft ist für Safi Airways deswegen kein Problem, da wir unseren Flugbetrieb längst nach den von der EU geforderten Standards durchführen und die Safi Gruppe auch heute schon in Europa präsent ist. Unsere Jets werden seit langem von Lufthansa Technik in Frankfurt gewartet. Zudem stammen die Piloten sowie die Führungskräfte in Flugbetrieb und Technik ausschließlich aus Europa. Wir möchten insbesondere betonen, dass wir auf Januar 2011 die offizielle Zertifizierung nach IOSA-Standards durch ein deutsches Unternehmen terminiert haben.
IOSA gilt weltweit als Garantie für die Gewährleistung einheitlicher Qualitäts- und Sicherheitsstandards im Luftverkehr. Wir bedauern, dass mit Safi Airways auch unsere Passagiere und die zahlreichen in Afghanistan lebenden Europäer in ‚Kollektivhaft’ genommen werden. Sie werden Opfer des Unvermögens der Regierung von Afghanistan werden, der geforderten Bildung einer Zivilluftfahrtbehörde nach westlichen Maßstäben nachzukommen.“
Werner Borchert weiter: “Grundsätzlich fühlen wir uns in unserer Politik bestätigt, Safi Airways ausschließlich nach westlichen Sicherheitsstandards zu führen. Deswegen unterstützen wir in vollem Umfang jedwede Initiative der europäischen Behörden, die auf eine Erhöhung der Sicherheit im Flugverkehr zielt. Für uns ist die Entscheidung der EU-Kommission in der Sache richtig und ist daher nicht zu kritisieren. Es ist allerdings nicht nachvollziehbar, dass trotz der anerkannt hohen Sicherheitsstandards von Safi Airways keine Übergangs-Regelung für uns gefunden werden konnte. Die Aufnahme des Leasingflugzeuges ist nach unserer Auffassung unnötig und teuer.“
Claus Fischer, Chief Commercial Officer (CCO) von Safi Airways: „Das Flugverbot kommt für Safi Airways und die Passagiere zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Wir operieren seit September 2010 profitabel und hatten im Oktober – einer Reisezeit außerhalb der ethnischen Hochsaison – eine Auslastung von 82 Prozent auf der Verbindung von Frankfurt nach Kabul.“
Die Route zwischen Frankfurt am Main und Kabul wird hauptsächlich von Diplomaten, Geschäftsreisenden, Mitarbeitern internationaler Hilfsorganisationen und im Ausland lebenden Afghanen genutzt. Pro Flug befördert Safi Airways rund 170 Passagiere. Rund zwei Drittel der Fluggäste sind Amerikaner oder Europäer, die die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit von Safi Airways schätzen. Claus Fischer weiter: „Für unsere internationalen Kunden ist Safi Airways die einzige Verbindung von Afghanistan in die Heimat. Das Motto ‚Bringing families together’ gilt bei uns nicht nur für im Ausland lebende afghanische Bürger und ihre Familien, sondern auch für die große Zahl der in Afghanistan lebenden und arbeitenden Europäer und Amerikaner.“